SCHIENE regional - Bahnthemen Südwest

© 2010 Frank-D. Paßlick, Triberg  

Sonderbericht Schwarzwaldbahn

Karlsruhe - Offenburg - Singen (Htwl) - Konstanz  
(Kursbuchstrecke 702/720)

KBS 720 (Karlsruhe -) Offenburg - Singen(Htwl) - Konstanz "Schwarzwaldbahn"

Stand: 11.2010


Schwarzwaldpanorama aus Dosto beim Schiefernhalde-Tunnel Dort, wo sich die Schwarzwaldbahn zur größten Höhe hinaufwindet, wo der Übergang vom Hochschwarzwald in die Hochflächen der Baar stattfindet, da ist der Wahlkreis von Siegfried Kauder, MdB (CDU). Bereits am 1. März rief er alle, die etwas mit der Schwarzwaldbahn zu tun haben, von den Bürgermeistern, den Touristikverbänden, den Schwarzwaldverein und die Museumsleiter, natürlich auch die Eisenbahner von der Infrastruktur bis zum erfolgreich fahrenden Betreiber DB Regio, zu einem Treffen in Triberg. Wenn schon der 125. Todestag des genialen Bahnerbauers Robert Gerwig anstehe, so wäre das doch eine gute Gelegenheit zu einem gemeinsamen Fest mit der Schwarzwaldbahn im Mittelpunkt.

Roter Teppich am Vogtsbauernhof Am Frühstückstisch mit Bahnchef Rüdi- ger Grube in Berlin besprochen, ent- stand aus dieser Idee eine Großveran- staltung, die ihren Schatten weit voraus warf. Der Halt am Vogtsbauernhof, dem gut besuchten Freilichtmuseum in Gutach an der Schwarzwaldbahn, wurde wieder aus der Mottenkiste geholt. Im Nahverkehrskonzept des Ortenaukreises aus dem Jahr 1995 (dem Jahr vor der Regionalisierung des SPNV) war er ent- halten, allein die Kosten für den Bahn- steig, die Signal- und Bahnübergangs- technik und die Bedienung des Haltepunkts führten ins Aus. Kauder am 1. März: "Wenn Grube Ende Oktober die Schwarzwaldbahn besucht, dann ist dort ein Bahnsteig und der Zug hält dort!" - Und so war es am 29.10.2010, allerdings ohne Grube und mit einem Bahnsteig, der genau so lang war, wie eine Europalette breit ist (armer Lokführer, aber Tf Jochen Seeburger hat den Zug auf der Steigungsstrecke exakt so zum Stehen gebracht, dass die vordere Tür des ersten Doppelstockwagens am "Bahnsteig" stand!). Statt Bahnchef Grube stiegen der designierte DB-Konzernbeauftragte für Baden-Württemberg, Eckart Fricke und Siegfried Kauder (auf dem Bild oben vor Fricke) zur Einweihung einer Büste von Robert Gerwig aus. Roter Teppich, Blasmusik, eine glückliche Margit Langer, Geschäftsführerin des Freilichtmuseums. Und nach fünf Minuten wieder zurück in den Zug und weiter ging's. Aber der Bahnhalt ist wieder im Gespräch!

Die Gemeinden, aufgereiht wie an der Perlenkette Schwarzwaldbahn zwischen Hausach und Donaueschingen, hatten sich durchaus engagiert, um den etwa 300 geladenen Gästen des Sonderzugs und den vielen Medienvertretern positiv aufzufallen. In Hausach sollte der Veranstaltungsstart in der Schwarzwald-Modellbahn stattfinden. Durch den Großbrand im Nachbarhaus wenige Wochen zuvor war diese aber eine verrußte Baustelle. Das Ehepaar Panzer zeigte interessierten Ehrengästen die schrecklichen Folgen für die riesige Modellanlage.

In Hornberg erfolgte ein Empfang bei Duravit, natürlich garniert mit einer Kurzaufführung der Geschichte des weltberühmten Hornberger Schießens. Am Tag vor der Sonderfahrt waren am dortigen Bahnhof noch drei Fahnenmasten gestellt worden, wie an den anderen Orten auch. Und im Empfangsgebäude, bei DB Station & Service war man zu recht stolz, dass es noch so kurzfristig geklappt hat, wurden die ersten frischen Brötchen im neuen Backshop angeboten. Die Fassade zur Stadt war neu gestrichen - der Rest soll folgen.

Schüler empfangen die Gäste des Sonderzugs Grandios war der Empfang in Triberg: Hunderte von Schülerinnen und Schülern, in den ersten Reihen alle rot gekleidet, jubelten und schwenkten badische Fähnchen. Es standen so viele Menschen dort, dass die Gäste den frisch (und erstmals) geteerten Parkplatz am Bahnhof nicht sehen konnten. Das große Projekt "Schwarzwaldbahn-Erlebnis-Pfad" rund um Triberg wurde bekannt gegeben und ein neu errichtetes Formsignal vor dem Bahnhof auf Fahrt gestellt. Das Highlight für die Gäste war die Aufführung von "Gerwig - das Musical der Schwarzwaldbahn" - es hat begeistert! Vor der Busrückfahrt zum Zug wurde bereits eine Sonderausgabe des Schwarzwälder Boten, später auch des Südkurier verteilt.

In St. Georgen wurde das Zweiwege-Löschfahrzeug der DB, eingestellt bei der Feuerwehr St. Georgen, vorgestellt. Kinder ließen 806 Luftballons mit Antwortkarten starten, symbolisch für die 806 Höhenmeter des Bahnhofs - nach der Auflassung von Sommerau (832 müNN) der höchste der Schwarzwaldbahn.

Am Hausbahnsteig in Villingen wartete eine sehr friedliche Protestgruppe gegen Stuttgart 21 auf die Ehrengäste. Demonstriert wurde auch für den barrierefreien Bahnsteigzugang, was Kauder und Fricke als "Auftrag" mitnahmen. Eckart Fricke lernte übrigens bei seiner kurzen Ansprache, durch lautstarke Publikumsreaktion unterbrochen, die richtige Aussprache von "Villingen" - "Willingen" hört man hier nicht so gern.

In Donaueschingen Mitte/Siedlung, wo sonst nur die RegioShuttle der HzL bei Bedarf halten, war wieder der Tf gefordert: Drei Doppelstockwagen passen gerade eben an den Bahnsteig. Der Zug stand tatsächlich auf den Zentimeter genau richtig. Die nachfolgende Veranstaltung wurde dann eher (partei-) politisch. Die 3-D-Animation von S21 blieb aber nicht der Ausklang der gelungenen Veranstaltung, sondern ein fulminantes Feuerwerk am Donau-Quellfluss Brigach setzte einen unübersehbaren Schlusspunkt.

Landesschau im Bild Was soll diese Beschreibung einer Sonderfahrt mit dem Bahnchef, der seine geladenen Gäste allein fahren lässt? - Es ist zunächst bezeichnend für einen Umschwung in der Sichtweise des Vorstandsvorsitzenden eines der größten Unternehmen in Deutschland, dass dieser die "Prominenz" allein lässt, aber an den nachfolgenden beiden Tagen (Samstag und Sonntag) viel Zeit hat für die Anliegen der Protestler gegen den geplanten Ausbau der Rheintalbahn zwischen Offenburg und Weil am Rhein. - Bravo!
Außerdem setzt die Veranstal- tung einen Markstein für ein gemeinsames Fest einer Region mit "ihrer Eisenbahn" - initiiert durch einen Bundespolitiker.
Viele Akteure haben hier Verant- wortung übernommen und etwas vorangebracht, was andernfalls wahrscheinlich noch Jahre einer Verwirklichung geharrt hätte. Und seitens der DB hat man auch unkonventionell mitgewirkt: wenn der Chef von Station & Service Baden-Württemberg, zusammen mit dem Streckenmanager medienwirksam Blumenrabatten auf Bahnhöfen verschönert, kann das allen recht sein. Die Gemeinden, die Region braucht die Bahn - und umgekehrt. Es werden gemeinsame Feste gefeiert, ja, man profitiert tatsächlich voneinander. Der Blick in andere Regionen zeigt durchaus Gegensätzliches, dort spricht man noch nicht einmal mit-, sondern nur übereinander.
Und noch etwas: In Triberg werden sich die Schulkinder auch nach Jahren an den Tag erinnern, als sie bei herrlichem Herbstwetter den weiten Weg hinunter zum Bahnhof gelaufen sind, ihre Fähnchen geschwenkt und gejubelt haben, erleben konnten, dass ihr Bürgermeister eine Ansprache hielt, Polit- und andere Prominenz dabeistand und das große Flügelsignal auf Fahrt gestellt wurde (es wird in 25 Jahren auch noch so stehen). Sie konnten beobachten, wie das Fernsehteam (sie) filmte und haben die Berichte abends in der Landesschau angesehen (siehe Foto oben, Kammeramann für die SWR-Landesschau bei der Arbeit). Sie erlebten die Reporter beim Schreiben und Fotografieren und lasen am nächsten Tag aufmerksam die Zeitung. Und sie haben durch ihren Jubel anderen Menschen erkennbar Freude bereitet. - Das ist Pädagogik! Das verbindet die Menschen mit ihrer Eisenbahn. - Ein gelungener Tag! (fdpa)

Schwarzwaldbahnausrüstung mit vier Dosto


Lesen Sie weiter in den Streckenmeldungen Schwarzwaldbahn 2010


 

KBS 720 (Karlsruhe -) Offenburg - Singen(Htwl) - Konstanz "Schwarzwaldbahn"
KBS 721 Offenburg - Hausach - Schiltach - Alpirsbach - Freudenstadt Hbf (Kinzigtalbahn)
KBS 722 Biberach (Baden) - Oberharmersbach (Harmersbachtalbahn)
"Ringzug" Schwarzwald-Baar-Heuberg (KBS 720, 727, 740, 742, 755)
Ortenaukreis / Tarifverbund Ortenau

siehe auch unter "Eisenbahn-Themen Südwest":
Elektro-Traktion auf der Schwarzwaldbahn
Abschied von der BR 110 auf der Schwarzwaldbahn
Die "Neue Schwarzwaldbahn" - Hintergrundinformationen
Besondere Angebote auf der Schwarzwaldbahn