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Einsatz der BR 627 im Oberen Kinzigtal und zwischen Freudenstadt und Eutingen im Gäu (Kursbuchstrecken 741)

 

Streckenmeldungen KBS 741 Abschied vom 627
Ortenau-S-Bahn in Freudenstadt / Streckenmeldungen KBS 741 Eutingen im Gäu - Freudenstadt - Hausach 

Stand: 12.2004

 

KBS 741 / 721   Eutingen im Gäu - Freudenstadt Hbf - Hausach

627 im oberen Kinzigtal

Annähernd zwei Jahrzehnte fuhren die Triebwagen der Baureihe 627 durch das romantische obere Kinzigtal. Zur Geburtsstunde der im Juni 1974 im neuen Farbschema der Deutschen Bundesbahn, ozeanblau/beige, ausgelieferten Triebwagen war des Feuer in der P8 noch nicht sehr lang erloschen. Sie hatte noch in den Sechzigerjahren ihre Umbauwagen von Hausach nach Freudenstadt hinauf geschleppt. Bis 1987 hatten dann die roten Brummer VT 98 die Strecke voll im Griff.

Der Führerstand des 627 (hier 627 001 auf der Fahrt nach Freudenstadt bei der Abzweigung St. Roman von der Bundesstraße 294) war "öffentlich". Die Außenspiegel und der Innenspiegel in den Fahrgastraum weisen darauf hin, dass der Triebwagen von vorn herein für den Einmann-Betrieb konzipiert war. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h (siehe Schild links oben auf dem Foto) erreichte er im oberen Kinzigtal allerdings nicht.

627 in Freudenstadt Hbf A propos Farbkleid: Die biblische Vor- sehung "die Ersten werden die Letzten sein" erwies sich als zutreffend. In den letzten Betriebsmonaten fuhr nur noch 627 001 in ozeanblau/beige durch's Tal. Die Grundfarbe "nahverkehrsrot" war allerdings auch bei den umgespritzten Fahrzeugen kaum zu erkennen, da keiner der Trieb- wagen vor großflächigen Graffiti verschont geblieben ist.
Foto links: Nach der Außenrenovierung des Hauptbahnhofs ist die "gestaltete" Seiten- fläche des 627 003 der einzige frische Farbklecks in der Landschaft. Hier und auf dem folgenden Foto ist auch sehr deutlich die gesickte Oberfläche des Blechs zu er- kennen. Zur Verringerung der Dienstmasse wurden zunehmend schwächere Bleche verwendet, deren Stabilität durch die Sickung erhöht wurde. Zu Beginn ihrer Einsatzzeit auf der KBS 721 trafen die Triebwagen der BR 627 in Hausach auf ihr Reisezugwagen-Pendant: die beiden EUROFIMA-Versuchträger mit den gesick- ten Seitenblechen waren Ende der Achzigerjahre in den "Schwarzwald-Fernexpress" eingestellt und damit auf der Schwarzwaldbahn unterwegs.

 
Kreuzung in Alpirsbach

Wenige Tage vor ihrer angekündigten Ablösung warten 627 001 und 005 in Alpirsbach auf den von Hausach kommenden kreuzenden 628 290 (Foto 11.01.2004).

BR 627.0 Innenausstattung Die 22,5 m langen Fahrzeuge (LüP) hatten, neben den beiden Führerständen, die nicht vom Einstiegsbereich abgetrennt waren, einen Fahrgastgroßraum mit 64 Sitzplätzen und einen Mehrzweckraum mit Toilette. Die Bestuhlung war eng, aber (für heutige Verhältnisse) sehr bequem. Im Auslieferungszustand dominierten, ganz im Stil der Siebzigerjahre, die Farben orange und schwarz, auch in den Sitzpolstern. Diese wurden aber in den letzten Jahren mit blauen Einheitsbezügen versehen. Die einmotorigen Fahrzeuge mit unterschiedlicher Maschinenausstattung (MAN 213 kW, KHD 221 kW und 392 kW, DB 294 kW) wurden bei MAK hergestellt und hatten eine Dienstmasse von 34 t. Die beiden Achsen eines Drehgestells (Achsfolge B'2') wurden durch hydraulische Drehmomentübertragung angetrieben. Mit 760 mm hatten die Treib- und Laufräder für damalige Verhältnisse einen geringen Durchmesser. Der Achsdruck von 13 t ermöglichte selbstverständlich einen universellen Einsatz auf allen Zweigstrecken. Die Fahrzeuge mit hydraulischer Gegendruckbremse waren zudem auch steilstreckentauglich, womit sie auch zwischen Baiersbronn und Freudenstadt auf der Murgtalbahn eingesetzt werden konnten.

BR 627 in Freudenstadt-Stadtbahnhof (30.03.2004)

Der erste richtige Frühlingstag lässt erwünschte und unerwünschte Farben erstrahlen. Als wäre nichts gewesen hat auch 627 003, hier neben der Stadtbahn nach Heilbronn-Harmonie in Freudenstadt-Stadtbahnhof (KBS 716), die Steilstrecke vom Hauptbahnhof kommend erklommen. Entgegen der Ankündigung zur Abstellung sind sie hier weiterhin unentberlich. Allerdings wird Ende März unten im Hauptbahnhof an den Fundamenten für die Fahrleitungsmaste gearbeitet. Spätestens am 13. Juni wird Ludwigs AVG-Stadtbahn dann auch den Hauptbahnhof erreicht haben.

Die Ablösung steht bereit

Und wie geht es weiter im Kinzigtal? Das abendliche Foto in Hausach zeigt die beide Phasen der Ablösung. Bis Dezember 2004 ist die KBS fest in der Hand der DB 628. Ab 12. Dezember soll aber die Ortenau-S-Bahn nicht mehr an Gleis 1 in Hausach wenden, sondern den Gesamtverkehr bis Freudenstadt Hbf übernehmen.

Das folgende Foto zeigt 627 005 bei einem der letzten Einsätze dieses Fahrzeugs auf der Schwarzwaldbahn. An Sonntagen, wie unten am 19.09.2004 in Gengenbach, verkehrte eine Ausrüstung 628 / 627 als Kinzigtal-Rad-Express von Freudenstadt über Hausach nach Offenburg und zurück. Das aufgesprühte Herz mit dem Liebespfeil brachte dem Triebwagen allerdings kein Glück, denn vier Wochen nach dem Aufnahmetag wurde das Fahrzeug bei einem Unfall beschädigt.

627 005 im letzten Einsatz als Kinzigtal-Fahrrad-Express Freudenstadt - Offenburg

Im Oktober 2004 bröckelt der Bestand an Fahrzeugen der BR 627.0 merklich. Während 627 001 (ozeanblau/beige) nach der Ausmusterung an das DBMuseum übergeben wurde, mussten 627 002, 004 nach Unfällen abgestellt werden. Einen unschönen Abgang aus dem dreißigjährigen Betriebsdienst ereilte 627 007 am Mittag des 17.10.04, als der Triebwagen gemeinsam mit 627 005 auf der Fahrt als RB 18541 von Freudenstadt nach Hausach schwer beschädigt wurde. Der zwischen Wolfach und Halbmeil liegengebliebene 628 276, unterwegs als RB 18958 von Hausach nach Eutingen im Gäu, sollte den Gegenzug planmäßig in Alpirsbach kreuzen. Stattdessen wurde nun der nachvollziehbare Plan ausgeheckt, dass 627 007 und 005 den jüngeren "Halbbruder" 628 abschleppen sollten. Das Oltimer-Pärchen prallte allerdings mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf das hinter einer Kurve liegengebliebene Fahrzeug auf. Sechszehn Personen wurden dabei verletzt und mussten über eine steile Böschung geborgen werden. Über die Ursachen wird viel spekuliert - hier soll diesbezüglich keine Aussage hinzugefügt werden. Verwunderlich ist allerdings, dass ein Haufen Schrott (Pufferbohle u. a.) auch Wochen nach dem Unfall noch neben dem Gleis liegt.

Mit einer Abschiedsfahrt am 04.12.2004 von Freudenstadt Hbf nach Eutingen im Gäu, zurück bis Schiltach im Kinzigtal, von dort nach Forbach im Murgtal und wieder nach Freudenstadt wurde der Abschied vom 627.0 immerhin nicht ganz sang- und klanglos begangen.

Abschiedsfahrt 627.0

Das Foto oben entstand bei der Wende des Sonderzugs mit 627 003 und 627 008 in Schiltach. Trotz des trüben Wetters wurde von einer überschaubaren Anzahl von 627-Anhängern viel fotografiert und über die fast zwanzig Jahre währende Einsatzgeschichte der robusten Triebwagen rund um Freudenstadt diskutiert. Das Zuglaufschild der Einweihungssonderfahrt vom 14.09.1985 war ausgestellt. Schlichte Blätter, bedruckt mit einem ebenso schlichten "Danke 627 / 1985 - 2004", brachten zum Ausdruck, dass nur ein kleiner Kreis "Eingeweihter" die wichtige Funktion des 627-ers für den Erhalt der Kinzigtalbahn abzuschätzen vermag. Die Öffentlichkeit sah die Fahrzeuge in den letzten Jahren nur noch als vollgeschmierte, laute und stinkende Relikte vergangener Zeiten. Allerdings konnten zumindest die aufmerksamen Fahrgäste feststellen, dass es Ausfälle und Triebfahrzeugstörungen beinahe ausschließlich bei den parallel eingesetzten (und viel "moderneren") 628/928 gab.

Nach dreißig Einsatzjahren ist jetzt also endgültig Schluss. Auch der Chronist empfand die Innenfahrgeräusche als nicht besonders angenehm. Die Fahrzeuge insgesamt waren allerdings gelungene Konstruktionen. Der Sitzkomfort wird von den Nachfolgern, den RegioShuttle RS1, nicht erreicht. Und ob die neuen Fahrzeuge auch dreißig Jahre lang ihren Dienst zufriedenstellend versehen werden ist mehr als fraglich. - Danke 627!

 

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