Eisenbahnthemen aus dem Südwesten Deutschlands

Wärterposten 60 - Geschichte der Schwarzwaldbahn


Schwarzwaldbahn zweigleisig, Urschrift laden

1905: Der zweigleisige Ausbau der Schwarzwaldbahn

Der nachfolgende Text ist die Abschrift einer handschriftlich abgefassten Dienstanweisung der "Großherzoglichen Bahnbau-Inspektion Offenburg" vom April 1905. Die Betriebsstellen der Bahn werden darin nur durch Abkürzungen angegeben, die hier vorab erläutert werden sollen: Gb - Gengenbach, Sge - Schönberg (bei Offenburg), Sgn - Singen (Hohentwiel)
 
Bild rechts: verkleinerter Auschnitt der Urschrift, zu besichtigen in der Ausstellung "Schwarzwaldbahn" des Flößerei- und Verkehrsmuseums Gengenbach. Urschrift öffnen durch Klick auf das Bild (172kB).

Über die Inbetriebnahme des IIten Gleises

Gengenbach - Schönberg

 
Das IIte Gleis Gb - Sgn wird am 1ten Mai 1905 dem Betrieb übergeben. Zug 77 am 30ten April benutzt letztmals das bisherige Betriebsgleis, Zug 1401 am 1. Mai befährt erstmals das neue Gleis in Richtung Sgn - Gb

Die Wärter haben an diesem Tage vor Zug 1401 das neue Gleis ihrer Strecke einer eingehenden Besichtigung über den betriebsfähigen Zustand zu unterziehen.

Bis auf Weiteres darf das neue Gleis von Personen- und Schnellzügen mit einer Geschwindigkeit von höchstens 60 km, von Güterzügen mit höchstens 30 km in der Stunde befahren werden.

Die an den Gleis- und Stellwerksanlagen in Gb und Sge vorgenommenen Änderungen treten nach folgenden Bestimmungen in Kraft.

1) Station Gengenbach

In der Nacht vom 30ten April auf den 1ten Mai wird zwischen Zug 77 und 1401 der Anschluß des neuen Gleises an das Stationsgleis I bei der Weiche 33 hergestellt. Die Verbindung zwischen Gleis I und II durch Weiche 33 wird aufgehoben, letztere wird als Weiche ausser Betrieb gesetzt. Die im Stellwerk II bewirkte Verriegelung derselben durch den Signal- und Riegelhebel wird beseitigt. Die Berichtigung der Verriegelungstabelle ist durch Streichung der betreffenden Stelle zu bewirken.

Die Gleisstrecke am Anschluß an das neue Gleis wird bis auf Weiteres durch das Signal 5a gedeckt.

2) Station Schönberg

Die abzweigende Weiche 1a ist bereits entfernt. Am 29ten d. Mts. wird die Kupplung der Weichen 1 und 1b vorgenommen. Die bisherige Verschlußvorrichtung am Blockapparat für Weiche 171b wird beseitigt.

Am 30ten d. Mts. wird die Durchfahrtsvorrichtung Hausach - Offenburg durch Wegnahme der Scheibe des Vorsignals B ausser Betrieb gesetzt und für die Durchfahrt auf Gleis I abgeändert.

In der Frühe des 1ten Mai werden die Fahrstrassen g "von Hausach auf Gleis II" und h "nach Offenburg aus Gleis II" aufgehoben und die Schilderbezeichnungen abgeändert, die auf Gleis I umgeschaltete Durchfahrtseinrichtung Hausach Offenburg wird wieder in Betrieb genommen.

Bei Fälligkeit des Zuges 1401 wird die Sicherungsanlage Sgn der neuen Verriegelungstabelle entsprechen und ist in der Folge demgemäß zu bedienen.

Offenburg im April 05

Großherzogliche Bahnbau-Inspektion           unterzeichnet Hf 27.04.05
 

 
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