SCHIENE regional - Bahnthemen Südwest
 

Bahn frei für die "Neue Schwarzwaldbahn"

Was ist das  N E U E  an der Schwarzwaldbahn?

Schwarzwaldbahn Streckenplan Südwest Streckenübersicht
 
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29 Doppelstockwagen für über 30 Mio EUR warten auf ihren Einsatz
In Gengenbach warten 29 der 36 Dosto für die Schwarzwaldbahn auf ihren Einsatz ...

Am 13. Tag nach ihrer Abnahme im nächtlichen Einsatz
... während sich
146 237 wenige Tage nach ihrer Abnahme im Werk Freiburg auf der Rheintalbahn
warm läuft.

REGIO DB Schwarzwaldbahn Doppelstockwagen Dosto
Neues Selbstverständnis auf neuen Wagen

Abschied von der "alten" Schwarzwaldbahn, Emmerich, Dr. Gerstner NVBW
Rückfahrt vom Festakt "Neue" Schwarzwaldbahn
in der alten SWB: NVBW-Chef Dr. Walter Gerster
und sein Vorgänger
Horst Emmerich

Dirk Andres freut sich über die Schweizzulassung
Dirk Andres freut sich über die Schweizzulassung von Lok und Wagen

Schwarzwaldbahn-Erlebnisgutschein
Schwarzwaldbahn Erlebnisgutscheine für den Freizeitverkehr

Bombardier übergibt 100. Lok der BR 146 an DB-Regio
Bombardier übergibt 146 229 als 100. Lok der Baureihe an DB-Regio in Villingen (Schwarzwald), darauf Werbung für den Zoo Karlsruhe

Wegweiser des Schwarzwaldvereins am Bf Hornberg
Schwarzwaldverein und Bahn - eine gute Symbiose, wie hier am Bf Hornberg

Die NEUE Schwarzwaldbahn ist da!
Die NEUE Schwarzwaldbahn im Gutachtal

SWR "Fahr mal hin" - Schwarzwaldbahn
SWR "Fahr mal hin" Schwarzwaldbahn mit freier Sicht vom Dreibahnenblick

Neue Züge im schönen Schwarzwald
Neue Züge in schöner Landschaft

Die Bahn, also der Schienenweg von Offenburg nach Singen über den Schwarzwald, war 1873 neu. Während der letzten Jahre wurden verstärkt Anstrengungen unternommen, damit dieser Schienenweg mit seinen vielen Tunnel nicht wirklich alt wird. Neu ist allerdings, dass der Begriff Schwarzwaldbahn in Bezug auf den Schienenweg eine Erweiterung erfahren hat. In Wort und Bild der Werbebotschaften zur "Neuen Schwarzwaldbahn" wird die gesamte 252 km lange Strecke zwischen Karlsruhe und Konstanz als Schwarzwaldbahn bezeichnet. Aus nachvollziehbaren Gründen verschiebt sich allerdings in jüngster Zeit die Zuordnung des Begriffs. Es wird nun nicht mehr auf, sondern mit der Schwarzwaldbahn gefahren; die Strecke gerät etwas in den Hintergrund, die Züge, ausgestattet mit neuen Triebfahrzeugen und Doppelstockwagen der modernsten Generation, in den Vordergrund der Betrachtung. Ein Unternehmen wie DB Regio AG, Regionalverkehr Südbaden, aber auch das Land Baden-Württemberg, das sich mit etlichen Steuermillionen an der Investition von über 80 Mio € für das neu beschaffte Rollmaterial beteiligt hat, kann mit Recht eine zugbezogene Betrachtungsweise favorisieren. Alt sind also die klappernden Silberlinge, die als "Redesign" in nahverkehrsrot von alten Lokomotiven der Baureihen 110 und 111 durch den Wald gezogen und geschoben worden sind, neu sind elf Lok der Baureihe 146.2 und 36 Doppelstockwagen, einschließlich der zugehörigen neun Steuerwagen für den Wendezugbetrieb.

War’s das?

Das wirklich Neue an der Schwarzwaldbahn ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Beginnen wir die Suche im Inneren der neuen Wagen. Sie laufen ruhig, sind mit Klimatechnik ausgestattet, bieten im Oberdeck Panorama-Blick in den Schwarzwald, haben, ganz im Gegensatz zu neuen Fahrzeugen in anderen Regionen, dicke und bequeme Polster, die 1. Klasse ist mit Tischen, Leselampen und Laptop-Steckdosen deutlich aufgewertet worden, verfügen über intelligente Informationssysteme mit hohem Aufwand an Bildschirmen, aber auch über Niederflureinstiege und gewährleisten dadurch Bequemlichkeit und Barrierefreiheit, stellen viele Fahrradplätze zur Verfügung usw. Eine Werbebroschüre lässt sich spielend mit diesen Vorzügen garnieren. Elementarer sind dagegen konstruktive Änderungen an den eingesetzten Fahrzeugen, die zum Beispiel, äußerlich kaum erkennbar, eine verbesserte Körperhaltung auf den Fensterplätzen ermöglichen. Die Darstellungen vieler technischer Details soll hier jedoch nicht vertieft werden. Für den Einsatz auf einer Gebirgsstrecke mit langen Gefälleabschnitten darf allerdings ein wichtiger Umweltaspekt nicht unter den Tisch fallen. Während die bisherige Traktion Unmengen an Bremsenergie in Form von Wärme an die Umgebung abgab, können die neuen Triebfahrzeuge "nutzbremsend" elektrische Energie in das Netz zurückspeisen.

Die Betrachtung der neuen Fahrzeuge von außen deutet allerdings auf eine wirklich neue Entwicklung beim Betreiber der Schwarzwaldbahn hin. Durch Namensgebung wird schon seit den ersten Tagen der Eisenbahn ein Bezug zur Region hergestellt. Die Doppelstockwagen tragen die Aufschrift "Regio DB Schwarzwaldbahn." Und die Lok tragen, wie vom Fernverkehr seit Jahren bekannt, Außenwerbung, aber nur von ausgewählten regionalen Partnern. Offensichtlich sind die Zeiten vorüber, in denen Planer im stillen Kämmerlein ein Angebot auf der Schiene erstellten, das angenommen werden konnte, oder auch nicht. Die "Neue Schwarzwaldbahn" geht mit ganz anderen Ansprüchen ans Werk. Das Bahnangebot soll integraler Bestandteil der Region mit ihren Menschen, Vereinen, Kommunen, Kreisen, Fremdenverkehrsverbänden usw. sein. Die Verletzungen, die durch den Rückzug der Bahn aus dem Schwarzwald, der Aufgabe des Interregios, verwaiste Fahrkartenschalter und Bahnhöfe, fehlende Ansprechpartner in allen Bahnfragen und weitgehenden Serviceabbau durch Ignoranz dem Schwarzwald zugefügt worden sind, sollen durch intensiven personellen, ja persönlichen Einsatz wieder ausgemerzt werden. Das Land Baden-Württemberg als Besteller der Nahverkehrsleistungen legte in seiner Ausschreibung der Verkehrsleistungen über die Mittelgebirgsstrecke wichtige Rahmenbedingungen fest, wie die Mindest- öffnungszeiten der Fahrkartenschalter, selbst dort, wo der Vorhang schon seit Jahren zugezogen blieb. Eine völlige Trendumkehr ist auch der Fahrkartenverkauf im Zug. Was andernorts unvorstellbar ist, wird im Schwarzwald praktiziert. Hier ist nicht jeder Reisende ohne Fahrschein gleich Schwarzfahrer, der Prüfdienst verteilt nicht in jedem Fall so genannte "Vierziger" (erhöhtes Beförderungsentgeld). Wer sich ohne gültigen Fahrschein sofort an die immer vorhandenen Zugbegleiter wendet, bekommt, selbst innerhalb der fünf durchfahrenen Verkehrsverbünde, ohne erhobenen Zeigefinger und übertriebenen Nachlösezuschlag ("Bordpreis"), sein Ticket verkauft.

Die Kompetenz der Zugbegleiter ist bei der "Neuen Schwarzwaldbahn" deutlich ausgeweitet worden. Als Beispiel kann, im niemals ganz störungsfreien Verkehrsangebot, der Kundenbetreuer ohne administrative Umwege unmittelbar mit den Fahrern von Anschlussbussen kommunizieren, wenn ein Übergang durch Verspätungen gefährdet ist. Im Schwarzwald-Baar-Kreis kann der Zugbegleiter auch den Rufbus zum Bahnhof beordern. Die Verantwortung liegt in Händen von Mitarbeitern, die erreichbar sind. Zuvor blieben die Verantwortlichen oft anonym im undurchschaubaren System Eisenbahn.

Der quirlige Schwarzwaldbahn-Manager Dirk Andres hat schon zwei Jahre vor der Übernahme des Betriebs durch die "Neue Schwarzwaldbahn" das veränderte Selbstverständnis eines leitenden Eisenbahners eindrucksvoll bewiesen. Als "Bähnler" von der Basis, der den Beruf von der Pike auf gelernt und viele Stufen des Betriebsdienstes durchlaufen hat, weiß er als Angebotsplaner was er tut und wovon er redet. Nachdem das Land der DB Schwarzwaldbahn GmbH, ein im Ausschreibungsjahr 2003 als Tochter von DB Regio gegründetes Eisenbahnverkehrsunternehmen, den Zuschlag für den Betrieb ab Dezember 2006 erteilt hatte, konnte sich Andres auf die Umsetzung seiner Vorstellungen von einer in die Raumschaften eingebetteten Eisenbahn stürzen.

Berufspendler können durch attraktive Fahrzeuge, Fahrzeiten und einen verlässlichen Taktverkehr bis weit in die Tagesrandlagen hinein gewonnen und als Kunden gehalten werden. Dafür waren die Weichen schon gestellt. Das Augenmerk musste daher auf den Freizeitverkehr und Tourismus gelenkt werden. Bereits 2004 wurden in Zusammenarbeit mit den Verkehrsämtern und Tourismusbüros der Anliegergemeinden, aber auch mit den Anbietern besonderer Attraktionen und kultureller Einrichtungen Partnerschaften geplant und schrittweise umgesetzt. Das Bonusheft für die Schwarzwaldbahn ist ein erster Spross der Kooperation, daraus wurde später das Heft "Schwarzwaldbahn-Erlebnisgutscheine". Nutzer des Baden-Württemberg-Tickets erhalten damit verbilligte Eintritte, ob im SeaLife in Konstanz, bei den Wasserfällen in Triberg oder beim Schwarzwaldbahn-Modell in Hausach. Diese Zusammenarbeit mit Partnern im Einzugsgebiet der Schwarzwaldbahn konnte weiter intensiviert werden "äußerlich erkennbar an der Werbung auf einigen der neuen Lokomotiven. Im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten der "Neuen Schwarzwaldbahn" wurde die einhundertste Lok der Baureihe 146 vom Hersteller Bombardier transportation an die DB übergeben. Sie trägt eine Partnerschaftswerbung des Zoos in Karlsruhe, der Bahn und dem Länderticket Baden-Württemberg. Weitere Partnerschaften werden mit dem Ziel der Einführung von Paketangeboten angestrebt. Diese beinhalten zum Beispiel Reiseplan- vorschläge, Fahrscheine, Bustransfer vom Bahnhof und Eintrittskarten, ohne an der Kasse anstehen zu müssen. Der Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel kann damit erheblich erleichtert werden.

Schwarzwald und Bahn - links und rechts der Strecke

Ein weiteres Feld konnte durch das intensive Engagement des Schwarzwaldvereins erschlossen werden. Schon seit dem Sommer 2005 werden gemeinsame Wanderprojekte von Bahn und Verein angeboten und erfolgreich durchgeführt. Der Schwarzwaldverein hat sich dabei nicht nur mit ortskundigen Wanderführern eingebracht, sondern im Bereich des Wegebaus und der Auszeichnung mit Schildern hervorragende Voraussetzungen geschaffen. Die Beschilderung zu den Wanderwegen beginnt jetzt konsequent an den Bahnhöfen und ermöglicht, im Gegensatz zur Rundwanderung ab Waldparkplatz, Wege von A nach B, beispielsweise vom Bahnhof St. Georgen zum Bahnhof Hornberg. Attraktive Rastplätze an den Wanderwegen entlang der Schwarzwaldbahn sind Aussichtspunkte, wie der Dreibahnenblick oberhalb von Triberg. Allerdings stellt sich die Freude über den geschafften Anstieg nur ein, wenn von der Plattform über dem Gaisloch-Tunnel auch wirklich auf die Bahnstrecke und die Landschaft geschaut werden kann. Der Baumbestand, zweifellos ein ganz wichtiger Bestandteil des Schwarzwalds, hat in den letzten Jahrzehnten durch natürliches Wachstum zu einer optischen Isolierung der wunderschönen Bahnstrecke, mit - früher - ebenso schönen Ausblicken für die Reisenden, geführt. Was nützt ein Aussichts- punkt "Dreibahnenblick", wenn nur noch Bäume zu sehen sind. Dirk Andres packte das Problem auf seine Art an. Unter dem Motto "sichten und lichten" wurden Revierförster und Vertreter des Schwarzwaldtourismus zu einer Streckenbefahrung im Turmtriebwagen eingeladen. Im teilweise sehr unwegsamen Gelände kam dann das Technische Hilfswerk zum Einsatz und sorgte für freie Sicht. Die grandiose Linienführung der Schwarzwaldbahn mit vier Schleifen zur Streckenverlängerung, um dem Zug den Höheunterschied von 591 m zwischen Hausach und Sommerau zu ermöglichen, kann jetzt wieder an einigen Stellen überblickt werden.

Jahrelang endete der Blick der Eisenbahner, um das Bild des Freischnitts zu übertragen, wenige Meter neben dem Gleis. Die "Neue Schwarzwaldbahn" aber hat so fähige Mitarbeiter wie Dirk Andres, die weit über den Tellerrand hinausschauen und aktiv werden zum Wohl der erschlossenen Regionen.

Nach dem Rückzug des Interregio haben Politiker, Wirtschaftsverbände und die Bevölkerung durch Protestkundgebungen unterstrichen, dass sie die Bahn brauchen, wie schon Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, als der Bahnbau durchgesetzt werden sollte. Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat ihren Teil der Verantwortung als Aufgabenträger mit einer anspruchsvollen und vom Umfang anerkennenswerten Ausschreibung übernommen. Damit das Konzept der "Neuen Schwarzwaldbahn" aufgeht, steht die Bahn in der Pflicht die bestellten Leistungen auf hohem Niveau zu erbringen. Damit sich die großen finanziellen Aufwendungen als sinnvoll erweisen, müssen noch mehr Menschen auf die Bahn um- steigen. Und dazu stehen auch jene in der Verantwortung, die für einen "Neue Schwarzwaldbahn" protestiert haben. Dirk Andres und seine Mitarbeiter machen es ihnen leichter, das Angebot der Bahn im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern, denn sie sind nicht nur Ansprechpartner, sondern verlässliche und präsente Partner.

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